Viva Musik – Hannah Pommerening lässt die Musik lebendig werden

„Wir brauchen einen Hit“, singt Hannah Pommerening, während sie die Bühne des Kleinen Saals der HfMDK betritt. Aber wie entsteht eigentlich ein Hit? Natürlich gemeinsam! So beginnt am Montag, dem 28.11. eine Stunde voller Töne, Rhythmus und Begeisterung. Dass die Aufgabe, gemeinsam den Refrain für ein Musikstück zu schreiben, gar nicht so schwer sein muss, beweist die Musikstudentin für Gymnasiales Lehramt mit viel Sympathie und pädagogischem Feingefühl.

Dabei arbeitet Hannah Pommerening mit dem Stück „Viva Musik“, entwickelt und konzipiert von Sabine Fischmann. In dem Stück hat sie bereits selbst im Szene-Unterricht während ihres Studiums mitgespielt. Für eine wissenschaftliche Hausarbeit in Musikpädagogik adaptierte sie es und transformierte es in eine One-Woman-Show, in der sie alle Töne selbst spielt. Aber das allein war der Studentin noch nicht genug: Sie kam auf die Idee, das Ganze noch pädagogischer anzugehen: „Deswegen habe ich mir überlegt, dass ich mit Schüler*innen einer vierten Klasse von meiner ehemaligen Grundschule eine Szene erarbeiten möchte. Und genau das haben wir gemacht. Ich habe sie ein paar Mal im Unterricht besucht und die Szene mit den Kindern vorbereitet. Die meisten Elemente des Stücks sind zwar von mir gespielt, aber die Schulklasse ist genauso aktiv und involviert.“

„Ich wollte ‚Viva Musik‘ von Sabine Fischmann gerne als Teil meiner wissenschaftlichen Hausarbeit in Musikpädagogik aufführen und dann kam mir plötzlich die Idee: Wenn ich das mache, dann möchte ich das Ganze noch pädagogischer gestalten.“

Zunächst sammelt die angehende Lehrerin mit den Kindern die musikalischen Zutaten für den gemeinsamen Hit. „Welche könnten das sein?“, fragt sie in die Runde. Schnell haben die Schüler*innen die Zutaten zusammen: Instrumente, Sänger*innen, eine Melodie bestehend aus Noten und Tönen, das Metrum, der Rhythmus und natürlich ein Mikrofon.

Was dann folgt, ist ein purer Genuss zum Zuhören und Zusehen: Denn Hannah Pommerening verkörpert das Metrum und die verschiedenen Töne mit jeweils spezifischen Charakteren – und bricht dadurch das komplexe System auf ein nahbares und kindgerechtes Lernspiel herunter. Als erstes stellt sie sich als das Metrum vor, das mit seinen großen und kleinen Schlägen für Orientierung im Musikstück sorgt. Dann steigen die Schüler*innen der Klasse 4d auf die Bühne und stehen sich in zwei Rhythmusgruppen gegenüber, rangeln miteinander und liefern sich ein erprobtes kleines „Rhythmus-Battle“. Ein Streitschlichtzauberspruch durch Hannah Pommerening in Form einer Melodie bringt die beiden Gruppen wieder zusammen. Was hier recht abstrakt klingt, ist in der Praxis vor allem ein spielerischer Umgang mit dem breiten Feld der Musik. Metrum und Rhythmus bringt die Studentin den Kindern durch Bewegungen und Präsenz, statt mit Definitionen und trockenen Inhalten nah.

Und dann beginnt das kleine interaktive Schauspiel der Musikstudentin, denn sie verkörpert die unterschiedlichen Töne: Da sind das hohe und tiefe „Do“; das gern am See liegende „Re“; Prinzessin „Mi“, die extra mit ihrer Kutsche angereist ist; das rebellische „Fa“, das erst einmal die Hausaufgaben streicht; das akrobatische „So“; das alte und rockige „La“ und das strenge „Ti“. Jede Vorstellung eines Tons wird begleitet von Requisiten und Kostümen, leichter Sprache und einprägsamen Reimen. Hannah Pommerenings Personifizierungen einer so facettenreichen Sprache wie die der Musik sind eine überaus interessante und mitreißende Methode der Vermittlung. Dass sie die anwesenden Kinder erreicht, merkt man schnell. Es wird gelacht, mitgeklatscht, sich bewegt und aktiv beteiligt.

Als Hannah Pommerening den Kindern zum Ende der Vorstellung noch einmal alle Zutaten in Erinnerung ruft, ist der große Moment gekommen, indem alles zusammenkommt. Sie singt den Refrain „Viva Musik“ – denn was könnte als Titel besser passen? – und alle Kinder singen enthusiastisch mit. Am Ende gibt es dafür zu Recht tosenden Applaus und Standing Ovations.

Hannah Pommerening hat durch das Projekt vor allem gemerkt, wieviel Spaß es ihr macht, mit Kindern zu arbeiten: „Es gibt mir einfach sehr viel zurück. Wenn ich sage ‚Und jetzt macht mal mit‘, dann tun sie das begeistert. Sie sind voll dabei und das freut mich einfach so sehr, dass ich das unbedingt weitermachen will.“ In welchem Kontext die Musikstudentin nach ihrem nahenden Abschluss arbeiten möchte, weiß sie noch nicht genau. „Aber ich habe auf jeden Fall eine Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern entdeckt“, sagt sie.

„Die Unterstützung der Carls-Stiftung durch ein Stipendium war enorm wertvoll für das Projekt. Dadurch konnte ich beispielsweise einfach Kostüme und Requisiten kaufen, ohne mir groß zu überlegen ‘Kann ich mir das jetzt leisten? Werde ich das Ganze in Zukunft überhaupt noch einmal brauchen?‘“

Dass Hannah Pommerening das Projekt „Viva Musik“ in Kooperation mit einer Grundschule überhaupt so anschaulich und professionell umsetzen konnte, wie sie es sich vorgestellt hat, hat sie vor allem dem Carls-Stipendium zu verdanken. Denn sie ist eine der diesjährigen Stipendiat*innen der Carls-Stiftung, die an der HfMDK Lehramts- und Musikpädagogik-Studierenden mit dem Carls-Stipendium besondere Projekte ermöglicht. „Das war natürlich enorm wertvoll für das Projekt, eine finanzielle Förderung als Unterstützung zu haben“, erklärt sie. „Dadurch konnte ich beispielsweise einfach Kostüme und Requisiten kaufen, ohne mir groß zu überlegen ‘Kann ich mir das jetzt leisten? Werde ich das Ganze in Zukunft überhaupt noch einmal brauchen?‘ Jetzt kann ich mir vor diesem Hintergrund tatsächlich vorstellen, das Stück in Zukunft erneut aufzuführen und mit einer anderen Klasse zu machen.“ Und auch in einer anderen Hinsicht konnte Hannah die finanzielle Unterstützung durch das Carls-Stipendium sinnvoll nutzen: „Ich hatte hier ein paar Personen, die mir bei der Umsetzung und Gestaltung von ‚Viva Musik‘ geholfen haben“, sagt sie und spricht damit von den beiden Studierenden Tabea Blum und David Sixt. Tabea Blum begleitete Hannah und die Kinder mit viel Leidenschaft am Klavier und David Sixt kümmerte sich professionell um einen reibungslosen Ablauf hinsichtlich der Bühnentechnik. „Wenn man diesen Menschen eine Gage für ihre Mitarbeit zahlen kann und sie dadurch honoriert, ist das ein tolles Gefühl und sehr wertvoll. Denn das ist normalerweise bei studentischen Projekten einfach nicht möglich“, bringt Hannah es auf den Punkt.

 

Text: Paula Günther, Foto © Vanessa Seeberg